Über die Corps
Philosophie / Ziele
Die Corps wurden vor rund 200 Jahren von jungen Studenten gegründet, die gemeinsam ihre Studienzeit verbringen und ihre Angelegenheiten in der Gemeinschaft regeln wollten. Sie gaben ihren Gemeinschaften geschriebene Verfassungen, die „Constitutionen“, und setzten Regeln für das studentische Leben an der Universität fest, den „Comment“. Dazu wurde die jahrhundertealte studentische Tradition an den mitteleuropäischen Universitäten erstmals schriftlich fixiert.
Demokratische Entscheidungen
Entscheidungen wurden bereits vor 200 Jahren in den „Conventen“ auf demokratische Weise getroffen. Einfluss von außen wurde nicht anerkannt. Die Corps betrachteten sich als souverän. Typisch für die Corps war auch, dass sie die Einhaltung dieser schriftlich fixierten Regelungen überwachten und bei Übertretungen Sanktionen verhängten. Die Constitutionen und der Comment helfen ihnen bis heute, aufeinander aufzupassen, persönliches Fehlverhalten zu erkennen und zu korrigieren. Diese Verantwortung füreinander zeichnet die Corps bis heute aus.
Da im 18. und 19. Jahrhundert in der vorindustriellen Gesellschaft die Territorialstaaten die weitaus wichtigsten Arbeitgeber für Akademiker waren, bereiteten sich die jungen Corpsstudenten darauf vor, tragende Funktionen in den Staatsverwaltungen zu übernehmen. Demnach waren die Corps auch mehr wie Staaten organisiert und weniger wie bürgerliche Vereine, die erst ein halbes Jahrhundert später entstehen sollten. Nicht ohne Grund trugen die Corps auch lateinische Ländernamen (Borussia, Bavaria, Franconia, Saxonia etc.). Ihre Satzungen bezeichneten sie als „Gesetze“.
Im Vordergrund standen jedoch keine politischen Ideologien oder religiösen Bekenntnisse, sondern die Freundschaft und das Gemeinschaftserlebnis.
Gegen Reformeifer und Radikalismus
Als im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts vor allem politisch und religiös motivierte Reformbewegungen entstanden, betrachteten sich die Corps als Hüter der alten studentischen Traditionen. Von anderen Studentenverbindungen eingeführte Erneuerungen des Studentenlebens betrachten die Corpsstudenten grundsätzlich mit Skepsis.
Die Nationalsozialisten konnten die an traditionellen Werten orientierten Corps nicht gleichschalten und zwangen sie zur Auflösung bzw. in den Untergrund. Das Regime der DDR konnte die Corps als „bürgerliche“ Organisationen nicht dulden, die Corps wichen in den Westen aus. Die Corps haben mit ihrem Festhalten an allgemein menschlichen Werten all diese Entwicklungen überlebt.
Nur vor diesem Hintergrund sind die Corps zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu verstehen. Auch heute tun sich junge Studenten in Corps zusammen, um die Aufgaben des modernen Studentenlebens gemeinsam zu bewältigen. Sie setzen dabei auf ewig junge Werte des Zusammenlebens und auf lebenslange Freundschaft und sind heute an mehr als 50 Hochschulen in ganz Mitteleuropa präsent.